[Konzertreview] Sido – Live 2014 (HH | Große Freiheit 36)

[Konzertreview] Sido – Live 2014 (HH | Große Freiheit 36)

Hamburg, große Freiheit 36. Samstag Abend ausverkauft! Der Grund? Goldjunge Sido, Homie Bass Sultan Hengzt, She-Raw & Serk und ein paar Special Guest, aber dazu nachher mehr.

Sido ist erwachsen geworden. Woran man das gemerkt hat? Naja, zunächst mal daran, dass das Durchschnittsalter gefühlt bei 14 lag und daran, dass die Show um Punkt 19 Uhr begann…eingeleleitet durch einen Kurzfilm wurde Sido quasi aus der Hölle in die ausverkaufte Große Freiheit katapultiert. BOOM!
Ehrlicherweise war ich zwischenzeitlich kurz irritiert. Klar, mir war bewusst, dass ich weder auf einem Sekten, noch Aggro Konzert zu Gast bin, aber trotzdem muss ich gestehen, dass die Love-Vibes auf dem Konzert überdurchschnittlich hoch waren… An sich ließ sich der Abend quasi in 2 Teile aufteilen. Im Ersten gab es folgende Tracks:

  • Hier Bin Ich Wieder
  • Schlechtes Vorbild
  • Fuffies Im Club
  • Fühl Dich Frei
  • Einer Muss Es Machen
  • Augen Auf
  • Papa Was Machst Du Da
  • So Wie Du
  • Bergab / Herz
  • Einer Dieser Steine

Wie wir merken. Der erste Part war quasi der Schmusige. Für die letzten beiden Songs gab es sogar Support vom Homie Mark Forster, der es sich nicht hat nehmen lassen Sido den Soul mitzugeben. Irritiert vom ersten Teil des Abends sah ich mich um und musste echt zu meinem Erschrecken feststellen, dass nur noch geschmust und geknutscht wurde. Hmm. Ja. Richtig flauschig wurde es dann, als Sido einen Besucher auf die Bühne holte, der dort seiner Angebeteten einen Heiratsantrag machte. [Bitte stellt Euch an dieser Stelle vor, dass ich mit Aggro Berlin & A.I.D.S. groß geworden bin – entsprechend könnt Ihr Euch also vorstellen, wie ich aus der Wäsche geschaut habe]. Anyway. Nachdem statt „Hands & Weed“ eher L.O.V.E. in the Air war, war ich gespannt auf den 2. Teil des Abends? Mehr Rap? Oder doch mehr Flausch?

Ok. Erstmal gab es nochmal etwas mehr Flausch für die Menge:

  • Irgendwo Wartet Jemand

und ich wartete immernoch auf den Maskenjungen. Zumindest ein bisschen. Versteht mich nicht falsch. Es war super und romantisch und ich wahrscheinlich nur Grumpy unterwegs, weil ich meinen Lieblingsjungen nicht dabei hatte. Aber die Irritation zeugte tatsächlich von daher, dass ich mir doch etwas mehr Rap versprochen hatte. In dem Moment, wo ich als weiter darüber grübelte,wie ich die Olle vor mir, die bei jedem Sido Track hysterisch kreischend ausflippte, ruhig stellen könnte, marschierte Sido Richtung Klavier um uns mal seine Skillz an dem Piano zu zeigen. Richtig. Herr Würdig ist nicht nur des Sprechgesangs mächtig, sondern beherrscht auch die Tasten ganz gut. Ich musste mir also das Grinsen regelrecht verkneifen, als er mit seiner Back-Up Lady She-Raw folgende Tracks, oder zumindest Hooks anspielte:

  • Shimmy Shimmy Ya
  • In Da Club
  • Hard Knock Life

Gut. Sido bringt Classic-Shit und ich wieder handzahm. Immerhin kam jetzt „Hol Doch die Polizei“ und ich war doch ein wenig selig. Selig bis der nächste Track kam und ich gespannt war, was passiert. Für mich ist 30-11-80 ein geiler Konzeptrack und definitiv mit Classic-Shit Potenzial versehen. Entsprechend war die Freude groß, als Homie Dr. Renz von Fettes Brot die Bühne stürmte um seinen Part live zum Besten zu geben.

Noch friedlicher war ich, als „Mein Block“ angespielt wurde. Damals, ahnt ihr noch? Seine erste Single und Antwort auf Blumentopf. 10 Jahre her. Ich hatte meinen Backflash und erinnerte mich kurz daran, wie ich damals ausgerastet bin, als in der Juice ein Beathoavenz Remix zu „Mein Block“ drin war. Kennt Ihr Racker alle wieder nicht, oder? Wait… hier. Ab und zu gönnten sich Sido und Back-Up Hengzt einen Shot Tanzbrause, bei unsereinem besser bekannt als Jägermeister und weiter ging es mit:

  • Enrico
  • Arbeit (bei dem sogar Helge Schnizzle sich per „Video-Nachricht“ dazuschalten ließ).

Und passend zu seinen Kickz wurde auch direkt „Meine Jordans“ performt. Eine meiner Lieblings-Sneakerhymnen. Weil Jordans tight sind und der Beat sich in Deinem Kopf festbeißt. Und wenn Du mir nicht glaubst, gönnst Du Dir den Track an dieser Stelle und dann reden wir nochmal darüber. SO! Den Entertainment-Faktor steigerte B.S.H mit einer Single-Auskopplung aus seinem bald erscheinendem Album: „Bald Erwachsen„. „Halt Stop“ ft. Sido & Psycho Andreas (genau, der komische Kauz aus Frauentausch). An dieser Stelle muss ich aber dringend loswerden, dass ich ein wenig enttäuscht war, dass nit Jennifer performt wurde. Bis jetzt nämlich mein absoluter Frühlings-Lieblings-Track! Und in der Unplugged-Version… ach, hört doch selbst:

Bilder im Kopf“ wurde eigentlich ganz cute eingeleitet, da auf Leinwänden verschiedene eingeschickte Bilder eingeblendet wurden, von Fans, Pärchen, etc. Somit also auch im Anschluss die perfekte Einleitung für die aktuelle Single „Liebe“ und das berühmt berüchtigte Testament von Sido. Die Menge forderte es zwar pausenlos, aber im ersten Anlauf, gab er der Goldjunge eher „schüchtern“ und verneinte die lauten Rufe nach dem „Arschficksong„. Immerhin sei man jetzt erwachsen geworden. Nach ein paar Zügen an einem Joint aus der Menge wurde eher dann jedoch weich und gab dem romantischen Abend das perfekte „Happy End“ mit dem gewünschten Titel und der Zugabe „Der Himmel Muss Warten„.

Fazit:

Sido ist und bleibt ein Entertainer und das merkt man einfach. Aber man merkt auch, dass er halt erwachsen geworden ist und nicht mehr der „Alte“ ist. Klar, wurde der eine, oder andere ältere Track gespielt, aber der Fokus lag ganz klar auf „30-11-80“ und vor allen Dingen auf den smootheren und romantischeren Tracks.
Ätzend war leider auch, dass ich also mit Homegurl Carmen auf dem Konzert rumgelungert habe und Sido einfach mal nicht die „Carmen Hommage“ gespielt hat. Also muss ich wohl oder übel den Part übernehmen und jeden Morgen im Office für sie singen! ;) – whatever:

Wer Bock auf nen entspannten Pärchen-Abend mit Rap hat, sollte sich also definitiv noch eine der Shows noch gönnen. Für die alten Hip Hop Heads, die quasi den „bösen“ Maskenmann mögen ist der Abend nichts.

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