Nachtmensch Chefket Interview

Nachtmensch Chefket Interview

Eigentlich wollte Maddina nur ein paar Bilder von Chefket machen, der am 14. August sein neues Album „Nachtmensch“ droppt. Und da er auch noch offizieller Botschafter des SPEKTRUM Festivals ist, hat es sich auf jeden Fall angeboten mit Ihm eine Runde zu chillen. Ursprünglich wollten wir gemeinsam essen gehen. Aber wie das halt so ist, hatte Cheffie mehr Bock darauf die ersten richtigen Sommerstrahlen zu genießen und mit uns in der Schanze (bei Herr Max) Eis zu essen. Irgendwann haben wir uns aber auf einer Treppe chillend wiedergefunden und Cheffie hat uns ein bisschen was erzählt. Geschichten über seine unvollendete Tänzerkarriere, wo man am besten in Berlin chillen und Menschen beobachten kann und vor allen Dingen, wie er auf dem splash! unfreiwillig zum tightesten Dealer wurde, gegen den keiner cyphern wollte… ? Ach übrigens. Coole Kids heißen Sophie und chillen auf Treppen wird in Hamburg als Warten auf Wohnungsbesichtigungen interpretiert. Aber lasst Euch den Rest von Nachtmensch Chefket erzählen!

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© Martina Cyman

Shawty : Cheffie, woher kommt der neue Albumtitel “Nachtmensch”?

Chefket: Weil es nachts irgendwie schön ist. Die coolsten Menschen hab ich nachts kennengelernt!

Fahrhot spielt eine große Rolle auf “Nachtmensch”. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Farhot und ich haben 2008 miteinander zu tun gehabt. Er hat den ersten Beat auf meinem ersten Album gemacht, “Jeder” hieß der Song. Dann haben wir 2012 nochmal connected und bei der “Identitäter EP“ gemerkt, dass wir ein Album machen müssen. Wir wollten halt auch etwas zeitloses machen und das ist uns mit “Nachtmensch” gelungen. Ich glaube es wird schwer für mich selber, dieses Album nochmal zu toppen.

Das heißt Du möchtest Farhot auch gerne bei Deinen nächsten Alben dabei haben wollen?

Ich liebe den Stil von Farhot, seine Beats sind genau mein Geschmack. Ich meine wir haben auch Leute auf dem Album, die Beats beigesteuert haben und wir sind nochmal drübergegangen um genau diesen Vibe von Farhot auf den Beat dann mitzubekommen.

Woher kam die Idee zum “Rap & Soul” Video?

Ich hatte keine wirkliche “Idee” zu dem Video, ich wusste nur, ich will ein Performance Video machen. Klar hat man sich dann ein paar Referenzvideos angeschaut, wie z.B. Kendrick Lamar’s “King Kunta”, aber vieles kam halt auch einfach zufällig dazu.
z.B. bei der Parkdeck-Szene, da war es so, dass ein Kumpel meinte “ich hab noch nen alten Mercedes” und ich so: “Ja, geil”!
Und der Hausmeister von dem Parkdeck war auch zufälligerweise Oldtimer-Sammler und meinte “Ich hab da auch noch was für Euch” und hat die dazu gestellt und plötzlich sah das überkrass aus.
Und wir hatten halt ein paar Leuten Bescheid gegeben, dass sie halt vorbei kommen sollen und die haben halt ganz viele Leute mitgebracht und dann wurden auf einmal ganz schnell aus 30 Leuten, 100 Leute. Und dann waren noch Freunde von mir da aus München, die StreetLove Crew, die haben dann auch bei mir geschlafen und wir haben nur Party gemacht. Party bei denen ist halt immer tanzen gehen. Mit Tänzern kannst Du halt soviel Spaß haben, ohne irgendwas zu trinken. Das ist unglaublich!

Chefket – Rap & Soul

Warst Du auch mal Tänzer?

Ja, irgendwie wollte ich immer tanzen, ich bin auch ein Tänzer.
Als ich angefangen habe, habe ich mir den Daumen gebrochen und seitdem ist da ne Platte drin. Und seitdem hab ich halt immer gerappt, während die anderen getanzt haben und hab sie gehostet.
Und dann bin ich halt Rapper geworden, aber wäre das nicht gewesen, wäre ich Tänzer geworden.

In Deinem Track “Träume” sagst Du: “Keiner kann sie einem wegnehmen”. Welche #Träume hat Chefket?

Mein größter Traum war es ja Musik machen zu können und erstmal etwas zu finden, was ich liebe und das zu machen und am besten noch davon die Miete bezahlen zu können. Für jeden, der halt Träume hat und vielleicht denkt es wäre alles nicht möglich…
Wenn ich etwas gelernt habe, dann das alles möglich ist, egal wie klischeehaft es klingt! Man kann seine Träume schon leben.

In “Tanz” sagst Du: “Ich kann Dich nicht mehr führen, wie ne Beziehung in Berlin”. Wie meinst Du das?

In Berlin ist es halt schwierig eine Beziehung zu führen. Berlin ist halt so frei, entsprechend ist es halt auch schwierig sich für eine Person zu entscheiden und sich zu binden.

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© Martina Cyman

Gibt’s ein anderes Genre, welches Du gerne mal ausprobieren würdest?

Ich könnte mir vorstellen eine komplette Reggae-Platte zu machen. Neben Rap & Soul gibt es ja auch ganz viel andere Musik mit der ich aufgewachsen bin. Ich hab früher viel “Black Uhuru gehört, Pablo Moses, Peter Tosh… Die Demut des Reggae hat mich immer fasziniert. Und die Demut von Reggae ist halt auch in meinen Rapsongs drin…

Und wenn wir schonmal dabei sind, wer wäre Dein ultimativer Traum-Collabo Partner?

Mos Def wäre das Ding! Wäre lustig, wenn sich das mal spontan ergeben würde.

Magst Du Marsi oder Marteria mehr? Und warum?

Ich feier die Marsi Sachen ein bisschen mehr, weil sie so Anti sind.
Aber am meisten mag ich Marten Laciny! ?

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© Martina Cyman

Wie issn Deine Beziehung zu Festivals? Bist Du Festival Gänger?

Nee, ich war nur einmal auf einem Festival als Besucher und das war 2005 auf dem splash! als Nas kommen sollte und nicht gekommen ist. Aber ich bin dann zum ersten Mal auf einem Festival gewesen und es war auf jeden Fall verrückt zu sehen, wie jeder aussah wie ein Rapper, weißt Du JEDER sah aus wie ein Rapper! Aber das waren gar keine Rapper.

Und ich hab dann auch überall auf dem Festivalplatz Leute gesucht, die cyphern und immer wenn dann irgendwo ne Cypher war und ich hab da mitgerappt, dann haben die irgendwie keien Bock mehr gehabt. Und dann war ich voll schlecht drauf und es war 2:00 Uhr nachts und ich wollte auch noch nicht ins Zelt gehen und pennen und dann hab ich irgendwas auf dem Boden entdeckt und so gekickt und hab’s im Anschluss aufgehoben und es waren einfach so mal 40 Gramm Gras und ich hatte gerade aufgehört zu kiffen…

Und dann kam es halt so, dass ich ungewollt zum Festival Dealer wurde und hab dann überkorrekt an alle irgendwie Gras verkauft. Und hatte auch auf einmal derbe viel Geld und alle dann so “wo find ich Dich” – und ich so – “ich finde Dich!”. Letzenendes habe ich von dem ganzen Cash mir Klamotten gekauft, mein splash Ticket war wieder drin, mein Zugticket war drin, konnte dann immer geil essen auf dem splash. Und dann dachte ich mir auch so, das nächste Mal komme ich erst wieder, wenn ich hier nen Auftritt hab. Und 2010 war es dann soweit.

Und was sind Deine Lieblingsfestivals und warum:

Das SPEKTRUM hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte halt gar nichts erwartet und es war ein richtig cooler Vibe auf dem spektrum. Es hat mich auch ehrlich gesagt sehr überrascht, dass das Hamburger Publikum meine Texte kannte. Entsprechend war das auf jeden Fall ein sehr cooles Erlebnis.

Dann natürlich das splash! Festival, weißt Du früher wollte man da immer auftreten, jetzt ist man selber da und steht wirklich auf der Bühne. Und man kann auch viele Freunde bei Ihren Gigs dort sehen, ich meine man hat leider doch zu wenig Zeit um auf die Konzerte zu gehen und beim splash kannste Dir dann alle auf einmal angucken.

Und das Hip Hop Kemp ist für mich sehr krass. Weil da waren wir nur zu Zweit, meine Backgroundsängerin und ich, ausgestattet mit dem Laptop. Beim Soundcheck waren nur 3 Leute da und wir dachten uns verdammt und beim Gig selber war dann die ganze Halle voll und die Leute haben gestagedived und alles. Das war schon krass.

Wie würdest Du das SPEKTRUM beschreiben? Hattest Du letztes Jahr Zeit Dir das Festival persönlich anzuschauen?
Ja auf jeden Fall. Ich konnte viel da rumlaufen, viel trinken. War lustig.

Wie bist Du zu der Botschafter-Rolle des SPEKTRUM gekommen?

Um ehrlich zu sein hab ich das heut erst erfahren. Aber dadurch, dass ich das SPEKTRUM Festival an sich schon feiere muss ich mich da nicht irgendwie künstlich reinversetzen. Sondern stehe auch dahinter. Je mehr Farben umso besser und das Festival zeigt ja auch die unterschiedlichsten Künstler und letztes Jahr ist ja auch Nene Cherry nach Haftbefehl aufgetreten. Und beim diesjährigen Line-Up sind auch wieder viele Freunde von mir dabei und ich freu mcih schon darauf sie zu sehen und gemeinsam abzuhängen und gute Musik zu genießen. Es ist schon so ein vielseitiges Festival zu haben und vor allen Dingen zu sehen, dass es auch Festivalbetreiber gibt, die nicht nur chartorierntiert sind, das ist wichtig!

Über welches Booking auf dem SPEKTRUM freust Du Dich besonders dieses Jahr?

Bei Siriusmodeselektor, Audio & Yassin sowieso immer geil zu sehen. Slowy find ich auch geil, der hält die Fahne hoch für Underground Rap, Graffiti und so. Robot Koch freu ich mich drauf. Gibt viele Sachen! Am meisten freu ich mich natürlich aber auf Chefket! ;)

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© Martina Cyman

Wie schreibst Du Deine Texte?

Das ist unterschiedlich. Im Studio schreib ich nur, wenn ich alleine bin in meinem eigenen Studio und unendlich Zeit hab. Es ist aber auch cool mit Rappern im Studio zu sitzen auf Teufel komm raus Texte zu schreiben, weil man sich auch geil dabei pusht. Manchmal sitz ich aber auch im Club und bin gelangweilt und schreibe Texte zum Beat, der gerade läuft. Zeitweise sind’s auch mal Melodien auf dem Fahrrad, die ich dann einsinge und man hört den Wind die ganze Zeit lauter als mich. Es ist halt immer unterschiedlich.

Hast Du eine heiße Artist Empfehlung für uns?

Puh! Wahrscheinlich kennt jeder schon meine Empfehlungen. Wen ich gerade entdeckt habe ist “Boogie – Oh My”. Der spricht so coole Sachen an, den find ich nice.

Boogie – Oh My

Was sind Deine 3 Geheimtipps für Berlin, (zum Chillen, Essen, Weggehen)?

Chillen: Smyrna in der Oranienstraße, das is so nen Nussladen, da gibt’s die verschiedensten Nüsse, von Sonnenblumenkerne bis Pistazien, Haselnüsse, Walnüsse, Sesam… und da sitzt man dan gechillt in der Oranienstraße mit einem Tee und kann die ganze Zeit Menschen beobachten, das ist ganz geil.

Essen: Das Orienteck am Kotti, das ist ein Laden, der ist ganz unscheinbar. Anfangs dachte ich mir auch oar, ne, da würd ich nie essen, aber als ich dann irgendwann mal drin war, das sind halt so Mamas, die machen so richtig geiles Essen und die Männer dürfen halt den Döner schneiden. Aber da gibt’s halt so richtig richtig leckeres Essen. Die Hühnersuppe dort, ist die Beste! Immer kurz bevor ich krank werde esse ich da ne Hühnersuppe!

Weggehen: Ich geh nicht so oft weg, ich geh eher auf Konzerte. Aber es gibt auf jeden Fall ein paar empfehlenswerte Veranstaltungen:
Dienstags im Monarch ist Beatgeeks, da legen halt Beatproduzenten auf und auch Dienstags ist die Swag Jam im Badehaus. Da ist halt so ne Backing Band und Open Mic und das ist halt meistens ziemlich lustig. Manchmal Freakshow, manchmal richtig geil!

Welche 3 Tracks haben Dich geprägt bzw. Dir einen Maßstab mit auf den Weg gegeben?

Umi Says – Mos Def

Nas – Watch Them Niggas

A Tribe Called Quest – Motivators

Wann / wie hast Du Dich in den HipHop verliebt?

Ich glaub eher, das war so ein musikalisches Ding. Ich hab halt gemerkt, dass Rap das ist, was mich so herausfordert. Das Gesangsding war auch immer da, abr ich wusste nicht, dass es was besonderes ist, weil ich dachte, das kann jeder. Aber Samy Deluxe hat mich auch auf jeden Fall geflashed, als ich ihn dann mal irgendwann im Auto bei einem Kumpel gehört hab und ich dachte mir so, was macht denn der mit der Sprache. Eigentlich klingt es, als würde er nur einfach was erzählen, aber es hat so 3-4 silbige Reime und vorher dachtest Du, dass es irgendwie da schon aufhört,denn irgendwann hat ja jeder schon auf alles gerappt, schein, sein, rhein, mein und dann kommt Sam mit: Wunderkind, unternimmt, runterspringt und so – 3silbige Reime und das ging dann immer weiter und ich dachte mir nur whoa, wie wäre das wohl mit 20silbigen Reimen und dann gehst Du da irgendwie so rein und kommst auf so eine nerdige Ebene und merkst, da sind irgendwie ganz viele unbegrenzte Möglichkeiten und machst nen bisschen Action und gehst auf die Technik ein und die sTimmung. Irgendwie kann ich es Dir nicht so genau sagen, alles ist interessant an Hip Hop und so hat sich die Liebe auch entwickelt!

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© Martina Cyman

PS:

Nicht vergessen, Chefket’s neues Album „Nachtmensch“ erscheint am 14. August und morgen gibt’s ne kleine Sneakpeak zu seinen neuen Tracks auf dem SPEKTRUM Festival in Hamburg.

Ach so. Die schönen Bilder hat übrigens mein Lieblingsmädchen Martina Cyman gemacht. Aber das war ja eh klar!

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